IV. Der Gründungsvorstand und Sitz der Gesellschaft

Der Gründungsvorstand bestand, neben den erwähnten drei Herren Witz-Oberlin, Haase als Vizepräsidenten und Trautenberger als Sekretär, aus dem zum Präsidenten gewählten Professor für Kirchengeschichte Karl Ritter von Otto (1816–1897), dem Reichsratsabgeordneten Ernst Bareuther (1838−1905) als Kassier und dem Mödlinger Pfarrer Johann W. Heck (1843–1892) als Archivar. Theodor Sickel hatte seine Beteiligung als Herausgeber des Jahrbuchs zurückgewiesen. Als Beiräte wurden gewählt: der Superintendent der Wiener Diözese und Pfarrer in Treßdorf (Kärnten) und zeitweise auch Reichsratsabgeordneter Carl Bauer (1834–1895), der Direktor des k.k. Staatsgymnasiums Prag-Kleinseite Gottlieb Biermann (1824–1901), der Direktor des k.k. Franz-Josef-Gymnasiums in Wien Carl Burkhard (1824–1893), der Kurator der Prager evangelischen Gemeinde Werner Friedrich Frh. von Riese-Stallburg (1815–1887), der aus Siebenbürgen stammende k.k. Oberkirchenrat Eugen von Trauschenfels (1833–1903) und der Reichsratsabgeordnete und Superintendentialkurator in Asch/Aš Carl Moritz Graf von Zedtwitz (1830–1915).

Der Vorstand wurde hier in seiner topographischen Weite aufgelistet, weil er doch die Evangelische Kirche A. u. H.B. im alten Österreich zu repräsentieren vorgab. Mit vier aktiven Reichsratsabgeordneten war zugleich ein deutliches Signal für die politische Präsenz des auflebenden Protestantismus gegeben. Freilich fehlten vorerst tschechische Forscher, die erst 1882 mit Daniel Molnár (1819–1889), dem Superintendenten in Prag/Praha, und 1899 mit Gustav Adolf Skalský (1857–1926), dem Praktologen an der Wiener Fakultät, in den Vorstand berufen wurden. Letzterer trug sehr viel zur Erforschung der österreichischen Territorialkirchengeschichte bei und leistete wertvolle Rezensionsarbeit der tschechischen Literatur. Immerhin verdient Beachtung, dass das Jahrbuch von Pfarrer Josef Dobiáš (1831−1908) zum Vorbild für die Gründung der Zeitschrift Časopis Historický genommen wurde, die sich ausschließlich kirchengeschichtlichen Themen widmete. Zur slawischen Nation ist auch der slowakische Kirchenhistoriker Ján Kvačala (1862−1934) zu zählen, der mit seiner Wiener theologischen Dissertation (1892) die moderne Comeniusforschung begründete. Als Professor an der Universität in Dorpat/Tartu/Jurjew beteiligte er sich an der Arbeit der Gesellschaft und wurde 1905 zu deren Ehrenmitglied ernannt. Den polnischen Zweig des schlesischen Protestantismus vertrat der poloniophile Senior und spätere mit den Stimmen der polnischen Gemeinden gewählte Superintendent in Teschen, Haase, der auch einige einschlägige Beiträge im Jahrbuch publizierte. 

Als Sitz der Gesellschaft fungierte das reformierte Pfarramt in der Wiener Dorotheergasse 16; dem dort amtierenden Pfarrer Witz-Oberlin oblag zwischen 1889 und 1918 auch die Präsidentschaft. Er war dem zum Ehrenpräsidenten gewählten Otto nachgefolgt.