V. Das erste Jahrbuch 1880
Der erste wissenschaftliche Beitrag in dem 1880 erschienenen ersten Jahrgang des Jahrbuchs stammte vom Präsidenten Otto, der sich den Anfängen der Reformation im Erzherzogtum Österreich (1522–1564) widmete; den zweiten Beitrag lieferte der langjährige Pfarrer in Laibach/Ljubljana Theodor Elze (1823–1900), der die Anfänge des Protestantismus in Krain darstellte. Wenn wir diesen noch die weiteren von Trautenberger über Olmütz und Böhmen zur Zeit der Schlacht auf dem Weißen Berg sowie die mährische Wallachei, von Haase über Bielitz, von Pfarrer Friedrich Koch (1838–1929) über Oberösterreich, von Bernhard Czerwenka (1825–1886) über die Steiermark hinzufügen, ergibt dies ein buntes Kaleidoskop zur altösterreichischen Geschichte. Das besondere Engagement Trautenbergers führte dazu, dass er als Kandidat für die Nachfolge Ottos am Lehrstuhl für Kirchengeschichte vorgesehen wurde. Doch regte sich dagegen Einspruch seitens der reformierten Kirche, sodass der junge Berliner Dozent Georg Loesche (1855–1932) zum Zuge kam. Dieser hatte im Unterschied zu Trautenberger noch sehr wenig publiziert, aber mit der Arbeit über Johannes Mathesius (1504–1565) bereits begonnen, jenem Lutherschüler und Reformator in Westböhmen, der für Loesche ein „Brückenbauer zwischen Deutschland und Österreich“ gewesen ist. Als erster Biograph des Reformators und als zeitweiliger Protokollant von Luthers Tischreden war Mathesius in Loesches Blickfeld geraten. Ihm widmete Loesche seine Antrittsvorlesung am 12. Oktober 1887; Mathesius wurde sein Arbeitsfeld, noch ehe er selbst zum wichtigsten Historiographen des österreichischen Protestantismus aufstieg – mit seiner Gesamtdarstellung in drei wachsenden Auflagen (1902, ²1923, ³1930), die als maßgebliche Publikation über viele Jahre den wissenschaftlichen Diskurs bestimmte. 1888 war er in den Vorstand aufgenommen und ihm auch die Herausgabe des Jahrbuchs überantwortet worden, 1905 wurde er zum Vizepräsidenten gewählt.