VI. Rückblick nach einem Vierteljahrhundert (1904)
Im Jubiläumsband 1904 resümierte Witz-Oberlin in seinem „Rückblick“ über das Vierteljahrhundert seiner Tätigkeit und der Arbeit der Gesellschaft voll froher Genugtuung:
"Unsere Gesellschaft hat im Dienste der Wissenschaft einen doppelten Zweck verfolgt: sie hat das Interesse für das Glaubensleben der Vergangenheit zur Kräftigung der Heimatliebe geweckt und die Heimatliebe verklärt durch eine sorgsamere, pflichtgemäßere Pflege des väterlichen Erbes. Und in diesem ebenso patriotischen als evangelischen Sinne gedenkt sie weiter zu arbeiten, unentwegt und unverdrossen."
Seinen Patriotismus, gepaart mit einer ausgesprochen hofburgaffinen Einstellung, brachte er in immer wiederkehrenden Würdigungen des Kaiserhauses und seines Regenten – nicht zuletzt auch im Jahrbuch – zum Ausdruck.
Zu Loesche ist nachzutragen, dass er 1921 nicht nur zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt, sondern auch als korrespondierendes Mitglied in die kaiserliche Akademie der Wissenschaften berufen wurde, was seinen erfolgreichen Werdegang zweifellos krönte. Das Jahrbuch füllte er mit seinen Beiträgen, die bisweilen das Maß von Monographien (1911, 1915, 1920, 1921/1922, 1923, 1929) erreichten und den wissenschaftlichen Ruf dieses Organs bestimmten. Er legte ein umfangreiches Programm für die Erforschung der hiesigen Protestantengeschichte vor – mit Quelleneditionen und Darstellungen. Gemeinsam mit seinem Nachfolger Karl Völker (1886–1937) und mit Gustav Adolf Skalský verfolgte er bis 1929 das einschlägige (auch tschechische und polnische) Schrifttum und erschloss es durch eingehende Rezensionen dem Leserkreis des Jahrbuchs. 1905 wurde der katholische Grazer Historiker Johann Loserth (1846–1936) mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet und damit dessen unermüdlicher Einsatz für die Erforschung der innerösterreichischen Reformationsgeschichte gewürdigt.